Kunst trifft Bildung – 2010

Ausstellung Technische Akademie Wuppertal
Ausstellung Technische Akademie Wuppertal

 

Die Eröffnungsrede

Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Mein Name ist Anne Wirtz. Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen hier meine Bilder zeigen kann. Frau Stiefel bat mich ein paar Worte dazu zu sprechen, was ich hiermit tun möchte.
Vielleicht habe ich etwas Talent zu malen, sicher habe ich aber nicht das Talent der freien Rede und darum möchte ich lieber Gedanken zu meiner Arbeit vom Blatt ablesen.

Ich möchte jedoch nicht über meine Bilder sprechen, denn
Wer sehen will, kann sehen.
Außerdem ist es für jeden Betrachter viel spannender, selber Dinge und Gefühle in meinen Bildern zu entdecken.

Ich möchte lieber über Talent sprechen, denn ich bin davon überzeugt, dass jedes kleine Kind gerne malt, dass es gerne ausprobiert, was man mit einem Stift oder einem Pinsel machen kann, ja, auch sogar, dass jedes Kind Talent zum Malen hat.

Aber ich glaube auch, dass Eltern die Macht haben, ein Talent zu wecken, es sich entfalten zu lassen und es zu fördern – durch liebevolles, nicht besserwisserisches Annehmen und Staunen, was so ein kleines Kind alles vermag!

Bei mir war das so!
Mit vielen Vorschußlorbeeren ausgerüstet, ging ich vom ersten umjubelten Strich (oh das Kind hat einen Strich gemacht!) immer wieder nach so schönen Komplimenten gierend, weiter.
Experimente waren erwünscht, Phantasien wurden nie eingeschränkt.

Meine Mutter gab mir auch zwei Richtlinien mit auf den Weg:

Bei jeder kreativen Arbeit ist alles besser, als eine Kopie und
Vergleiche dich nie mit anderen, jeder ist sein Original!

So fand ich damals eine Spielwiese vor, wo alles möglich ist, denn Talent braucht Nahrung!

Ich habe jedoch auch gelernt, dass zur Entfaltung der Kreativität ganz uncoole Eigenschaften kein Fehler sind, wie

Geduld
Schweigen
Einsamkeit
Zweifel
Heimlichkeit
Fleiß und sich viel Zeit nehmen.

Wenn ich ein Bild beginne ist da nicht nur eine leere weiße Leinwand, sondern sehr viele leere Leinwände, das will ich Ihnen erklären:

Ich suche mir zuerst ein Motiv.
Das kann etwas Gesehenes, ein Foto oder auch ein Bild, was mir zufällig begegnet, sein. Es kann eine Geste, eine Körperhaltung, eine Bewegung, ein Licht oder eine Stimmung sein.
Ich versuche, dieses festzuhalten, es in eine andere Wirklichkeit zu transferieren oder mit anderem zu verbinden.
Dieses gestallte ich dann immer und immer wieder in verschiedenen Techniken, Farben und Formaten.
Wenn ich zu einem letzten Ergebnis gekommen bin, bin ich oft voller Zweifel:
auch an meinen Fähigkeiten.
Ich schlafe eine Nacht darüber, in der das Bild trocknet und sich glättet und sehr oft ist es dann so, dass es mir am nächsten Tag wie neu und fast unbekannt vorkommt. Dann weiß ich aber: Es ist gelungen oder nicht!

Ist das Bild in meinen Augen gelungen, möchte ich mich der Kritik und einem Publikum stellen und auch verschiedene Meinungen aushalten.
Denn irgendwo ist ein Künstler auch ein Exhibitionist und ein Narziss, der sich erst in seinem Spiegelbild zu erkennen vermag.

Und damit möchte ich mich herzlich bei Ihnen und bei Herrn Giese und besonders bei Frau Stiefel bedanken, die mir diese Bühne heute zur Verfügung gestellt hat.
Vielen Dank!

 

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